Müllheimer Dorfzottel e.V.

Die Sage vom Dorfzottel

Unsere Gestalt des Dorfzottel, entstant nach Vorlage einer alten überlieferten Sage aus einem Dorf Namens Feldberg...

Einst ging in Feldberg vor Weihnachten der Dorfzottel um. Das war ein schwarzes, wolfähnliches Tier so groß wie ein Kalb. Es hatte eine feurige Zunge und rote Augen, und es stellte sich mitten im Dorf solchen Leuten entgegen, die unrechte Wege gingen, oder auch den Reichen, die gegen die Armen unbarmherzig waren. Lärmende Kinder konnte der Dorfzottel nicht leiden und trieb sie heim, wenn sie bei einbrechender Nacht im Dorf lärmten und lachten. Darum mahnte der Großvater uns Kinder, wenn er in dieser Zeit in der Dunkelheit mit uns heimging und wir laut waren:    „Sin still, Chinder, sunscht chunnt der Dorfzottel! “

Die Autorin

Paula Hollenweger

Am 3. Oktober 2000 hätte Paula Kromer-Hollenweger ihren 100. Geburtstag begehen können. Zwei Jahrzehnte sind seit ihrem Tod ins Land gegangen. Vor allem in ihrem zweiten Lebensabschnitt hatte die im Oktober 1900 im Markgräfler Weindorf Feldberg geborene Bäuerin und Dichterin ein literarisches und heimatgeschichtliches Werk zusammengetragen. Schon in jungen Jahren blieb ihr sprachliches Vermögen nicht unbemerkt. Entsprechend der damaligen Zeit und den existentiellen Möglichkeiten ihres Eltennhauses stand ein künstlerischer Weg für das begabte Mädchen nicht offen. Mit 21 Jahren heiratete sie den Feldberger Landwirt Wilhelm Kromer. Wenn auch die harte Feldarbeit den ganzen Tag in Anspruch nahm, so blieben doch der dichtenden Bäuerin mühsame und kostbare nächtliche Muse-Stunden. Der frühe Tod ihres Gatten zwang Paula Hollenweger zur allmählichen Verkleinerung ihres landwirtschaftlichen Anwesens. Die freigewordenen Stunden nutzte die Feldbergerin zu umfangreichen orts- und familiengeschichtlichen Studien und vielfältigen literarischen Arbeiten. 

1965 wagte sich die bescheidene Frau endlich mit einem eigenen Lyrikbändchen dem "Markgräflerland. Du Land am Rhii" an die Öffentlichkeit. Ihrer krafvollen und doch zarten unverfälschten Sprache zollten Dichterkollegen, Leser und gar Kritiker ein hohes Lob.
 
1967 wurde Paula Hollenweger als zweite Frau nach ihrer Freundin Hedwig Salm mit der Johann-Peter-Hebel-Gedenkplakette ausgezeichnet. Zusammen mit dem Süddeutschen Rundfunk gestaltete sie einige Sendungen zur Kulturgeschichte des Markgräflerlandes. Eine stattliche Zahl badischer Gemeinden gab bei der geschätzten Poetin und Forscherin historische Festspiele in Auftrag.

1975 folgte ihrem ersten Gedichtsband eine zweite Veröffentlichung mit dem Titel "Us em Örgeli". Ihr Örgeli, das die Markgräfler im praktischen Leben als kleines Holzfaß zur Traubenernte kannten, war wiederum mit einer Lese ausgesuchter Arbeiten gefüllt.
 
1977 und 1980 fügten sich die Prosabände "Brot und Wein vom Oberrhein' und "Sagen vom Oberrhein" in ihr Gesamtwerk.
 
Paula Hollenwegers dichterisches Lied bringt in schlichten. aber klaren und stimmigen Tönen ihre heitere Heimat zum Klingen. Ihre Freundin, die Dichterkollegin und Hebelpreisträgerin Lina Kromer aus dem Feldberger Nachbardorf Obereggenen schrieb ihr einmal: "Du bist der helle Ton in der alemannischen Dichtung den jeder gern wünscht und der in unserer harten Zeit so notwendig ist."